Interview: Blick ins Jahr 2040


Wie werden sich die Märkte, Kundenbedürfnisse, Technik und Management im Malerhandwerk verändern? Ein Gespräch von NORD-Handwerk mit Mathias Bucksteeg vom Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz.

Herr Bucksteeg, werden Roboter im Jahr 2040 unsere Wände streichen?

Mathias Bucksteeg: Auszuschließen ist das nicht. Viele Handwerker halten diese These für ein realistisches Szenario. Ein Ergebnis unseres Delphis ist, dass Maler es für denkbar halten, dass Maschinen Teile der einfacheren handwerklichen Arbeit übernehmen. Für die speziellen Dinge wird es weiterhin handwerkliches Können brauchen. Das Delphi hilft uns, diese und andere Fragen der Zukunft in den Blick zu nehmen.

Bevor wir weitere Details ihrer Zukunftsprognosen besprechen, wäre es schön, wenn Sie kurz erklären was ein Delphi ist.

MB: Als Bundesverband wollten wir in die Zukunft blicken, aber ohne eine wissenschaftliche Studie. Unsere Wahl fiel auf einen Prozess, der uns den regelmäßigen Austausch mit den Betrieben ermöglicht. Das Delphi ist ein Mix aus Befragungen, Konferenzen und Diskussionen in den sozialen Netzwerken.

Wen haben Sie für Ihre Reise in die Zukunft an Bord geholt.

MB: Den Ablauf und die Thesen haben wir mit Partner aus der Industrie erarbeitet. Von 1.000 kontaktierten Unternehmen, waren 500 Betriebe bereit, mit uns in die Zukunft zu reisen. Eine tolle Quote.

Nach welchen Kriterien wurden die Unternehmen ausgewählt?

MB: Als gute Quelle erwiesen sich unserer Konjunkturbefragungen. Jene Unternehmer, die dort angaben, dass sie wachsen, einstellen und die Digitalisierung nutzen wollen, haben wir kontaktiert. Plötzlich stießen wir abseits unserer Gremien auf ganz neue Firmen. Auf junge Chefs. Jene, die in den vergangenen fünf Jahren gegründet haben. Der Anteil der Frauen ist mit 20 Prozent beachtlich. Wir lernen die neue Generation kennen - eine gebildete und neugierige.

Welche Erkenntnisse waren für Sie besonders interessant?

MB: Schon vor dem Delphi war ich der Überzeugung, dass sich das Malerhandwerk in den kommenen 20 Jahren stärker verändern wird als in den 200 Jahren zuvor. Das hielten viele damals für übertrieben.
Jetzt erstaunte mich, dass viele der Befragten das tatsächlich ähnlich sehen. Sie wollen sich dem mit Tatdrang stellen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass technische Veränderungen positive Auswirkungen auf den Nachwuchs haben werden. Smarte Produkte oder auch das digitale Erfassen von Hausdaten werden den Malerberuf für den Nachwuchs attraktiver machen. Das ist wichtig, um den Fachkräftebedarf decken zu
können. Das Malerhandwerk will qualitativ wachsen und verstärkt um Abiturienten werben. Interessant finde ich auch, dass die Befragten glauben, dass sie die hohe Nachfrage in 20 Jahren nicht abdecken werden. 2040 wird wird es weniger Betriebe geben, die sich dann auf hochwertige Aufträge spezialisieren.

Ist das Verfahren jetzt abgeschlossen? Was geschieht mit den Erkenntnissen?

MB: Nein, wir sind mittendrin. Das Delphi ist für uns ein Arbeitsprogramm. Wir wollen die Betriebe unterstützen und suchen weiter den Austausch. Deshalb skizzieren wir jetzt Szenarien, die dann in Facebook-Gruppen diskutiert werden können. Zudem intensivieren wir die Nachwuchswerbung und entwickeln eine digitale Lernwelt. Um die Digitalisierung, die alle erwarten, auch zu begleiten, bringen wir möglichst schnell eine App auf den Markt, die technisches und juristisches Wissen für die Betriebsführung bereitstellt. Unsere Fachmesse haben wir ebenfalls auf 2024 verschoben, um sie konzeptionell den neuen Erkenntnissen anzupassen.

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